Mein schwarzer Rollkoffer kennt den Weg schon!
...so oft fahre ich die gleiche Strecke hin und her.
Ich brauche nur noch vorweg zu trotten und
kann ganz entspannt meinen Gedanken nachhängen.
Der Gang in den Kiosk für Kaffee und Zigarillos:
völlig automatisiert – nehme ich schon gar nicht mehr wahr.
Menschmassen eilen an mir vorbei…
ein routinierter* Bahnfahrer hält sich auf den Gängen immer
rechts:
-die rechts gehen wollen abfahren
-die links wandeln sind angekommen
(oder war das nun umgekehrt?)
Selbst dort auf dem Bahnsteigen, wo ich stehe um auf die verschiedenen
Bahnen zu warten, habe ich schon meine festen Stammplätze…
Ich muss nicht mehr nachdenken:
mein Koffer und meine Füße wissen ganz genau wohin.
Als würde ich Bedürftigkeit ausstrahlen,
gibt es immer irgendeine helfende Hand
die sich anbietet mir mit dem Koffer zu helfen.
Ihn in oder aus dem Zug zu hieven,
die Stufen hoch und runter zu schleppen
bzw. in die hohen Kofferablagen zu verfrachten…
Ich wehre mich nicht mehr – sollen sie machen.
Manchmal erregt ein Reisender meine Aufmerksamkeit...
ich kann gar nicht sagen wodurch ausgelöst.
Es kann dann passieren, dass dieser Mensch über eine
ganze Weile, vielleicht schon mal
über die ganze Bahnfahrt oder auch nur über die Zeit
eines kurzen Aufenthalts Opfer meines Innenlebenscanns
wird...
Wahrscheinlich Spinnereien, die ich mir zusammenreime
aus dem beobachten der Bewegungen und der Mimik, der
Art und Weise wie sich die Person in das gerade entstandene
Umfeld verschiedenster und zufällig zusammen gewürfelter Menschen
einfügt.
Und doch bin ich mir manchmal hundertprozentig sicher, den
Kern der Persönlichkeit dieses mir fremden Individuums gefühlsmäßig
erfasst zu haben...zu wissen, wie dieser Mensch tickt.
* das bin ich nun auch – ich renne mit niemanden mehr
zusammen